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feinisa im eigenen Laden
Allgemein Gründerinterviews Impulse Planen & Gründen

“Jetzt habe ich endlich meinen eigenen Laden, auf den ich so lange hingearbeitet habe”

Gründerakademie-Absolventin Isabelle Tebrügge hat ihren Feinkostladen in Düsseldorf eröffnet. Wir haben sie besucht, um über ihren Start in die Selbstständigkeit zu sprechen.

Go Ahead: Hallo, Frau Tebrügge,  nach langer Planungszeit ist ihr Geschäft nun geöffnet. Wie war es für Sie, bei der Eröffnungsfeier hinter der Ladentheke zu stehen?

Isabelle Tebrügge: Es war für mich eine ganz spannende, arbeitsreiche Zeit. Gerade im Januar habe ich noch viel Hand angelegt, und plötzlich hieß es: Montag die letzten Feinheiten machen, Dienstag Barista-Schulung und Mittwoch wird eröffnet. 

Da stehst du dann auf einmal hinter der Theke und hast deinen ersten Kunden, dem du Wein verkaufst. Das werde ich nie vergessen. Jetzt habe ich endlich meinen eigenen Laden, auf den ich so lange hingearbeitet habe.

Der Eröffnungstag war ganz besonders. Ich habe um 10 Uhr morgens geöffnet und war bis 22 Uhr da. Es kamen so viele Leute vorbei, es war gigantisch. Der Laden kam super bei den Kunden an, und bisher geht es auch so weiter.

Ich habe schon am Abend der Eröffnung gemerkt, dass das genau das Richtige für mich ist. Es macht enorm viel Spaß.

Wie sieht Ihr Alltag jetzt aus? Gibt es Dinge, die Sie überrascht haben? 

Tebrügge: Eigentlich nicht, wenn ich ehrlich bin. Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich enorm viel Power habe. Die erste Woche habe ich mich gar nicht richtig ausgelastet gefühlt, das ist sogar jetzt noch so. Es macht total Spaß, in allen Bereichen, von der Buchführung über Kundenkontakt bis hin zum Putzen. Ich glaube, man merkt es mir an.

Ihre Entscheidung ist auch in finanzieller Hinsicht mutig. Haben Sie manchmal Zweifel oder Bedenken?

Tebrügge: Die Bedenken hatte ich, bevor ich den Schritt gegangen bin. Ich habe meine Idee lange nicht preisgegeben, erst im August, nach meiner Bachelorarbeit. Das Konzept habe ich parallel dazu entwickelt.

Dann erst habe ich meine Familie eingeweiht. Kurz darauf hat auch schon die Suche nach einem geeigneten Ladenlokal begonnen. In dieser Phase gab es schon ein paar Momente, in denen ich Bammel hatte. 

Aber dann ging es die ganze Zeit so turbulent weiter und ich hatte gar keine Zeit mehr zum Angst haben. Außerdem habe ich mir gesagt „Wenn ich nichts riskiere, kann ich auch nichts gewinnen.“

Wenn ich irgendwo angestellt wäre, könnte ich meine Ziele nicht verwirklichen. Ich bin mir des Risikos weiterhin bewusst, aber durch die Rechtsform einer GmbH besteht ein gewisser Schutz.

War Ihnen direkt klar, dass es eine GmbH werden soll? Warum haben Sie sich für diese Rechtsform entschieden?

Tebrügge: Ursprünglich wollte ich meinen Laden als Einzelunternehmerin führen, aber nach den ersten Gesprächen mit meinem Steuerberater war schnell klar, dass es eine GmbH wird.

Das hat viele Vorteile, auch im Auftreten nach außen. Den Endkunden tangiert das nicht so sehr, aber gegenüber den Lieferanten macht es schon einen Unterschied.

Ich habe das Gefühl, dass es den Einkauf erleichtert. Es ist gar nicht schlecht, von Anfang an als GmbH aufzutreten. Würde ich noch mal gründen, würde ich es wieder so machen.

Das erste Ziel ist nun erreicht, gibt es schon neue Pläne?

Tebrügge: Ich wurde spaßeshalber schon gefragt, wie viele Filialen ich denn eröffnen möchte. Darüber hatte ich bisher mir noch keine Gedanken gemacht, aber nach kurzer Überlegung war schnell klar, dass „Feinisa“ ein inhabergeführter Laden sein soll. Ich möchte persönlich für meine Kunden da sein, denn das macht „Feinisa“ aus. Wenn ich irgendwann mal expandieren sollte, dann höchstens noch eine weitere Filiale. Den Standort in Pempelfort gebe ich nicht auf.

Sie haben sich lange mit der richtigen Wahl des Standortes beschäftigt. Was gilt es dabei zu beachten?

Tebrügge: Als erstes möchte ich allen, die auch einen geeigneten Standort suchen, sagen: „Habt weiterhin Mut! Ihr werdet eine ganze Menge erleben!“

Ein guter Standort ist sehr wichtig. Ich war in jedem Stadtteil von Düsseldorf, von Benrath über Kaiserswerth über Bilk. Irgendwann war klar: es wird Pempelfort. Ich habe mit der Zeit ein Gefühl dafür bekommen, wo mein Geschäftskonzept erfolgreich werden kann. 

Zu der erfolgreichen Ladensuche gehören viele verschiedene Faktoren: Der Standort, die äußeren Gegebenheiten und natürlich der finanzielle Aspekt.

Was macht Ihren Standort aus?

Tebrügge: „Feinisa“ passt gut in diese Umgebung. Hier arbeiten viele Kreative und es gibt viele kleine Startup-Unternehmen. Gastronomie hätte hier keinen Sinn gemacht, davon gibt es schon genug rund um die Moltkestraße. Es gibt hier viele junge Familien, Pempelfort ist ein sehr bunter Stadtteil. Für mein Geschäftsmodell ist es hier ideal.

Wie finanzieren Sie Ihren Laden? 

Tebrügge: Mein Ziel ist es, im Laufe des ersten Jahres schwarze Zahlen zu schreiben. Wann die aktuellen Investitionen sich amortisiert haben, wird sich zeigen. Jeder, der in die Selbständigkeit geht, weiß, dass es gute und weniger gute Zeiten gibt. Aber ich hätte es bereut, wenn ich es nicht ausprobiert hätte und ich habe noch weitere Ideen, um das Konzept weiter zu entwickeln.

Geplant ist, dass ich mir mindestens das erste halbe Jahr kein Gehalt auszahle, alle Einnahmen werden wieder investiert. Die ersten Monate sind immer knallhart, man muss viel Marketing machen, um für Aufmerksamkeit bei den Kunden zu sorgen und sich zu etablieren. Ich vermisse aber nichts, genauso will ich es.

Im Moment liegen Unverpackt-Läden im Trend. Bieten sie auch unverpackte Ware an?

Tebrügge: Ich biete zwar keine unverpackten Waren an, aber achte trotzdem sehr auf nachhaltige Verpackung. Es gibt z. B. Naturtaschen für Brote oder Gemüsekisten. Außerdem habe ich ein Pfandsystem für Mehrweg-Gläser, die Kunden nach dem Verzehr ihrer Feinkost wieder zurückbringen können.

Zum abdecken der Ware benutze ich keine Frischhaltefolie, sondern nachhaltige, kompostierbare Abdeckfolie. Ich achte definitiv auf so was.

Wie sieht Ihre aktuelle Marketingstrategie aus?

Tebrügge: Man muss verschiedene Wege gehen. Der stärkste Kanal ist im Moment Instagram. Da kommt man heutzutage nicht mehr dran vorbei. Ich habe unterschiedlichen Content ausprobiert, den meisten Kunden gefallen vor allem die Food-Postings.

Eine andere Idee sind „Tasting-Veranstaltungen“. Hierfür werde ich mit Kooperationspartnern zusammenarbeiten. Für Ende März ist beispielsweise ein Wein-Tasting geplant, es wird aber auch ein Kaffee-Tasting oder ein Bier- und Käse-Tasting geben. 

Auch klassische Werbemaßnahmen wie Flyer oder Zeitungsanzeigen kann ich mir vorstellen. Am Ende sind wir, wie viele Einzelhändler, auf Stammkunden und eine gute Nachbarschaft angewiesen. Bisher klappt das sehr gut.

Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg!

Das Interview führte Thomas Kemp für GoAhead

Bilder: Nadine Heller-Menzel